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Ordo Rosa Solis

Citadel of Pharos

Die Sublunaren – Erde

Erde ist, technisch gesprochen, die trockene Oberfläche, Landmasse des Planeten, bestehend aus festen organischen und inorganischen Partikeln. Symbolisch ist Erde aber viel mehr als das: Erde steht für das physische, materielle Universum in dem wir leben. Es ist die Welt der grobstofflichen Sinne, dessen was wir tasten und erfühlen können. Erde kann als die Ton Feuer und Wasser verstanden werden (die Kühle des Wassers und die Trockenheit des Feuers), oder aber auch alchemistisch als Interaktion von Feuer, Wasser und Luft. In den grobstofflichen Erscheinungen sind philosophisch gesprochen immer alle vier Elemente enthalten. Erde gibt den Dingen ihre äußere Form.

Die Bewegungsdynamik des Erdelements ist nach innen gerichtet, auf Kohäsion. Das Erdelement umfasst Qualitäten wie Stabilität, Ruhe, Fruchtbarkeit, Wachstum und Regeneration. Der griechische Begriff für das Erdelement lautet: Ge.

Bassano, 1580, Allegorie des Erdelements

Psychologisch korrespondiert das Erdelement mit der Orientierungsfunktion des Empfindens, d. h. der Wahrnehmung mit allen äußeren (und inneren) Sinnen: visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch, gustatorisch.

Der Archon der Erde: „Erde ist die Funktion der Kristallisation, sie gibt das Fleisch an euren Knochen.

 

Eine innere Erfahrung mit dem Archon der Erde

„Das Erdelement ist die Funktion der Kristallisation, sie gibt das Fleisch an euren Knochen. Mein Element steht für die Kohäsion, das bedeutet, den inneren Zusammenhalt, die Kräfte, welche nach innen gerichtet sind.

Ich sorge für Reifung, Entwicklung: Das, was ihr als Entwicklung zwischen Geburt und Tod erlebt, ist die Funktion der Reifung durch das Erdelement. Sie beinhaltet zwangsläufig das Sterben als Übergang, weil das Leben sich nicht ewig in eine kristallisierte Form sperren lässt. Sterben aber ist kein Niedergang, sondern eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Lebens!“

Ich entgegne: „Aber was ist mit der Schrecklichen Verlusterfahrung?“

„Wenn ein Baby in einem Raum liegt, und die Eltern gehen in einen anderen Raum, so ist der Verlust total, weil das Baby noch kein Bewusstsein für den Raum hat. Doch die Eltern sind nicht weg. Ihr seid durch eure Fokussierung auf euer materielles Leben noch nicht mit einem Bewusstsein für die Kontinuität des Lebens ausgestattet. Es besteht eine Kontinuität des Bewusstseins durch Ernte und Aussaat – Tod und Neugeburt! Wandlung und Kontinuität sind eins.

Wisse, dass die materielle Ebene zu Erlernung des Prinzips der Verkörperung besteht. Irgendwann hört eure duale Erfahrung aus Verkörperung und Vergeistigung auf, und ihr merkt, dass diese Unterteilung die Illusion ist. Die Verkörperung selbst jedoch muss integriert werden, nicht überwunden.

Dann werdet ihr merken, dass das eine Leben das unendliche Band ist, untergliedert durch die Pulsschläge von Tod-Geburt, von Geburt-Tod, denn ohne die duale Sicht, sind diese beiden nicht zu unterscheiden, und sowohl eure Tode, als auch die Geburt sind jubelnde Feste.

Sieh mich an! Die Sichel und der Apfel sind meine Symbole. Beide sind eins: Die Saat und die Sichel, das Säen und das Ernten, das die gereifte Saat tötet! Geburt und Sterben sind eins, das sind meine Symbole. Das ist das Erdelement, das nie statisch bleibt.

Auch hier gilt natürlich, dass das oben Geschriebene eine Anregung für eigene fruchtbare Meditation und Kontemplation sein kann. So viele Entsprechungen, die noch denkbar sind.

Die Sublunaren – Luft

  Der physikalische Ausdruck von Luft ist eine Mischung aus den Gasen, welche die Atmosphäre der Erde bilden: Stickstoff (ca. 78%), Sauerstoff (ca. 20%), Argon (ca. 1%), Kohlendioxid (etwa 0,04%). Symbolisch ist Luft verbunden mit dem schöpferischen Atem des Lebens (in der Kabbalah Ruach genannt) und damit auch, der Sprache, dem Wort als kreativem Akt. Leichtigkeit, Fliegen und Schwerelosigkeit sind alle mit dem Luftelement assoziiert, genauso wie mit Geruch, und Geruchssinn. Luft hat die Eigenschaften von Hitze und Feuchtigkeit, seine Bewegungsdynamik ist expansiv (eine Ergänzung aus persönlicher Erfahrung). Die griechische Bezeichnung lautet Aer.

Francois Boucher (1769), Juno bittet Aeolus um Entfesselung der Winde

Luft ist (interessanterweise ähnlich wie Wasser) in vielen Mythen mit dem Vorgang der Weltschöpfung verbunden und wird als Medium für Bewegung sowie das Auftauchen der Lebensprozesse („Atem des Lebens“) verstanden. Luft ist ein sehr volatiles Element und wurde von den Kabbalisten ald Kind von Feuer (männlich) und Wasser (weiblich) verstanden (somit als Dampf – Hitze und Feuchtigkeit!). Damit ist Luft das versöhnende Element, welches das elterliche Gegensatzpaar in Balance und Harmonie bringt.

Psychologisch lässt sich Luft mit dem intellekt und den mentalen Denkprozessen assoziieren, welche schnell, flüchtig, veränderlich und abstrakt sind. Der östliche Begriff des Monkey-Mind passt zu dieser Entsprechung.

In der analytischen Psychologie Carl Gustav Jungs entspräche das Luftelement der Orientierungsfunktion des Denkens.

 

Eine innere Erfahrung mit dem Archon der Luft

„Ich verbreite mich auf der Horizontalen, ich dehne mich aus, ich verteile ich gleiche aus. Ich balanciere Feuer und Wasser. So wie Blitz und Donner zusammen kommen, so auch ich und das Feuerelement. Doch ich bin zugleich der Träger des Wassers. Im Makrokosmos sorge ich für die Ausdehnung des Raumes, ich verbreite ich die Lebenskräfte, in meinem Atem fliegen die Samen. Euer Atem ist eine Funktion von mir, aber er ist wegen eurer rhythmischen Tätigkeit auch eine Funktion des Wasserelements in euren Körpern.

In eurer Psyche bin ich verantwortlich für die Verteilung der Lebenskräfte in den feinstofflichen Hüllen. Ich bin ein Ableger des Pneuma. Ich verteile, ich harmonisiere, ich gleiche aus. Ich mache euren Geist beweglich, ich schaffe gedankliche Verbindungen, das Luftelement erfüllt den Raum, in dem eure Gedankenformen existieren. Wie die Luft den Schall, so trage ich die Ausstrahlungen von Ideen und Gedankenformen zu dir und sorge für Austausch.“

 

Auch bei diesem Element sie gesagt, dass die Entsprechungen längst nicht vollständig sind, sondern Anregungen zu weiterer Kontemplation sein können.

 

Die Sublunaren – Wasser

In physikalischer Hinsicht ist Wasser ein flüssiges Komposit aus Wasserstoff und Sauerstoff. Der esoterische Sinn beschreibt hier jedoch eher den Aggregatzustand des Flüssigen, also haben alle flüssigen Stoffe im Makrokosmos eine wässerige Qualität. Wasser besitzt vornehmlich die Qualitäten von Kälte und Feuchtigkeit, die Bewegungsdynamik (eine Ergänzung aus eigener Arbeit mit den Elementen) ist abwärtsgerichtet. Die griechische Bezeichnung  lautet Hydor.

Walter Crane, Neptun’s Horses, 1910

In abstraktem Sinne enthält das Urwasser, ein Bild für alle Ur-Materie, alle festen Körper, bevor sie Gestalt annehmen, ähnlich wie die Prägung in einer Lösung vor der Kristallisation.Wasser scheint auch symbolisch mit dem Fluss der Zeit assoziiert zu sein.

Wasser wird in der modernen Psychologie als Symbol für das Unbewusste bzw. für die archetypisch weibliche Seite der Persönlichkeit betrachtet. Wasser ist auch ein Symbol für das Mütterliche, für die Große Mutter als Archetyp, genauso wie die ungreifbare und mysteriöse Quelle der Weisheit, welche im Unbewussten enthalten ist. Wasser symbolisiert auch den Ozean unbegrenzter Möglichkeiten, unbegrenzter Potenzialität, welche aller Form bzw. Schöpfung vorausgeht. (Man beachte hier den Begriff Schöpfung, der eindeutig mit Wasser assoziiert ist). Wasser ist unbegrenzt und unsterblich, wie Begriffe wie „Das Wasser des Lebens“ zeigen. Auf eine andere Art und Weise ist Wasser auch mit den Ideen der Transfiguration und Regeneration assoziiert. Hier sollte man nicht vergessen, dass die Elemente als dynamisch zusammen wirkend gedacht werden.

Francesco and Jacopo Bassano, Das Wasserelement

In der menschlichen Psyche steht Wasser für die Fühlfunktion, auch wenn C. G. Jung Wasser aufgrund der Fähigkeit zur Reflektion mit der Denkfunktion verknüpft hatte. Die Fähigkeit zur Reflektion scheint plausibel im Zusammenhang mit der Fähigkeit zur Spiegelung zum Mitfühlen, wie sich modern gesprochen Empathie auch mit dem Begriff der Spiegelneuronen asooziieren lässt. Weiter steht Wasser im Zusammenhang mit geistiger Fruchtbarkeit, tiefgründiger Vitalität und der Fähigkeit, sich hinzugeben (zu fließen).

 

Eine innere Erfahrung mit dem Archon des Wassers

„Wasser bedeutet Rhythmus. Während das Feuer die Bewegung nach oben ist, ist meine Richtung diejenige nach unten, schau, nach unten, hin zur Form. Aus dem Rhythmus meines Elements entsteht der Fluss der Zeit. Hier Ebbe, da Flut, aber siehe: Wenn du von Ebbe sprichst, ist es das selbe Wasser, das einen anderen am Ufer sagen lässt: Flut! Im Großen gibt es nur den Fluss der Flut, Ebbe und Flut existieren nur von deinem beschränkten Standpunkt aus. Wasser macht fruchtbar und verleiht der Form die Lebendigkeit. Wasser ermöglicht euch Tiefe und Re-Flektion.

In deiner Psyche ist Wasser der Stoff aus dem deine Träume und Imaginationen sind. Es gibt deiner Seele Biegsamkeit, es gleicht Hitze und Trockenheit aus, gibt dir Lebendigkeit. Es sorgt in dir für Rhythmus und gewährt dir Tiefe und ist in dir die Kraft, die dort hinab gerichtet ist.“

Einige sehr persönliche Anweisungen sind wiederum hier ausgelassen, da sie vermutlich nicht verallgemeinerbar sind.

Auch über das Wasser   element ließe sich noch sehr viel an Korrespondenzen und inneren Bezügen auffinden, ein Thema, welches für Meditation und eigene Erforschung viel lohnenden Raum lässt und sicher nicht endgültig abzuschließen ist.

Die Sublunaren – Feuer

Das Feuerelement ist in seiner grobstofflichsten Ausprägung wahrnehmbar als Prozess der Verbrennung, der mit einer mehr oder weniger sichtbaren Flamme stattfindet – Feuer eben, aber auch die Kerzenflamme etc. Feuer besitzt vornehmlich die Qualitäten von Hitze und Trockenheit. Die Bewegungsdynamik (eine Ergänzung meinerseits) ist aufwärtsgerichtet. Ein weiterer Aspekt ist das Aussenden von Licht. Seine Qualitäten im abstrakteren Sinne werden als spontan, flink, initiativ, initiierend, vitalisierend oder auch energetisch beschrieben. Die griechische Bezeichnung ist Pyr, die lateinische Ignis. Das alchemistische Symbol ist das aufwärtsgerichtete gleichseitige Dreieck, die Farbe rot. Seine Instrumente sind der Stab und das Schwert. Der dem Feuerelement zugeordnete Cherub ist der Löwe.

Herrenchiemsee Kloster. Jupiter regiert das Feuerelement. Foto: Xenophon

Von den Alchemisten wurde das Feuerelement als im Zentrum aller Dinge operierend wahrgenommen sowie als das Agens der Transmutation, da alle Dinge vom Feuer kommen und zum Feuer zurückkehren. Es ist die große väterliche Energie – die „Samenkraft“ des Universums.

Das Feuer ist ein Symbol für den aktiven Geist in seiner Energie und Entschlossenheit, aber es reinigt, verbrennt und zerstört auch, und ist damit der Wegbereiter der Transformation und der Geburt des Neuen durch Zerstörung des Alten.

Im Menschen steht Feuer auch symbolisch für das Feuer der Leidenschaft, für Willen, geistige Kraft und Energie, aber auch für Wut, Zorn, destruktive Impulse.

 

Eine innere Erfahrung mit dem Archon des Feuers

Im rituellen Rahmen eine Begegnung mit dem Archonten des Feuers:

„Feuer in der Natur zerstört. Siehe den Vulkan, wie er ausbricht und sein Feuer alles vernichtet, das sich ihm in den Weg stellt. Selbst das Eisen bringe ich zum Schmelzen, ich zerstöre das Gestein, das ihr Erz nennt. Die Wüste ist vom Feuer beherrscht, verbrannt, verdorrt.

Aber ich bringe auch Bewegung und Wandlung: Die Vulkanerde ist fruchtbar, rasch wächst neues Leben aus den Überresten meiner Zerstörung empor. Das Erz, das ich vernichte, wird als Eisen und als Stahl neu geboren. In der Austrocknung schaffe ich Platz für neues Wasser, ich ziehe es regelrecht an. So arbeite ich nicht allein, sondern mit den anderen Dreien.

Feuer befreit die Form durch Zerstörung. Dasselbe Feuer, das Sonnenfeuer, bringt die Pflanzen zum Wachsen, verdorrt sie aber auch zugleich.

In eurer Psyche bildet das Feuer die Grundlage der Willenskraft. Es macht leidenschaftlich und warmherzig, zugewandt. Es lodert in euch vor Zorn, kann zerstören, wenn ihr es festhaltet.

Die Flamme kennt nur eine Richtung: Nach oben!“

Einige sehr persönliche Anweisungen sind hier ausgelassen, da sie vermutlich nicht verallgemeinerbar sind.

Über das Feuerelement ließe sich noch sehr viel an Korrespondenzen und inneren Bezügen auffinden, ein Thema, welches für Meditation und eigene Erforschung viel lohnenden Raum lässt und sicher nicht endgültig abzuschließen ist.

 

Die Sublunaren – Einleitung

Luft, Feuer, Wasser, Erde, so lauten die Namen der Elemente, die bis ins Mittelalter auch als die Sphären unterhalb derer des Mondes bezeichnet wurden oder: die sublunaren Sphären. Dabei stellte man sich vor, dass die Sphäre unterhalb der Mondsphäre in vier Teile unterteilt war, welche sich nach ihrem spezifischen Gewicht anordneten: Im Kern das feste Erdelement, darüber das Wasserelement, dann das Luftelement und zum Schluss das Feuerelement als die dem Mond nächste sublunare Sphäre. Es handelt sich damit symbolisch um erdnahe bzw. der Sphäre der verkörperten Natur nahestehende Kräfte. Diesen Naturkräften verdanken sie schließlich auch ihre Namen.

Das System des Ptolemaios, unbekannter mittelalterlicher Künstler, wikimedia commons

Die Elemente lassen sich in der abendländischen Philosophie bis zu Thales von Milet, Anaximenes, Heraklit und schließlich Empedokles zurückverfolgen, wobei die Erstgenannten sich uneinig waren, welches der vier Elemente das Urelement sei. Empedokles schließlich fügte zu der Vorstellung, die Elemente seien so etwas we die heutigen Aggregatzustände noch die Idee hinzu, dass diese substanziellen Charakter haben und damit als Grundbausteine dienen, welche in individueller Zusammensetzung die verschiedenen Stoffe der Materie hervorbringen. Außerdem ordnete Empedokles die Elemente zunächst vier griechischen Gottheiten zu. Dadurch bekamen sie nicht nur (Human-) medizinische Eigenschaften, sondern auch über ihren Zuständigkeitsbereich in der menschlichen Sphäre, psychologische Eigenschaften. Platon fügte den vier Elementen ein fünftes, den sog. Äther hinzu und assoziierte mit jedem einen geometrischen Körper.

Die Stoiker führten in das Konzept den Begriff des Pneuma ein und machten Feuer und Luft zu pneumatischen, d. h. aktiven Elementen, während Wasser und Erde als passiv betrachtet wurden.

Weitere Zuordnungen finden sich im Bereich der christlichen Bibel: So werden zum Teil die vier Elemente mit den vier Flüssen aus dem Garten Eden (Pison, Gihon, Hiddekel, Euphrates) assoziiert. Eine auch für die Alchemie bedeutsame Gruppe von Korrespondenzen bildet der sog. Tetramorph aus der Vision Hezekiels: Das engelhafte Wesen mit den Köpfen eines Menschen, eines Löwen, eines Adlers und eines Stiers (respektive Luft, Feuer, Wasser, Erde) wurde mit den vier biblischen Evangelisten des neuen Testaments in Verbindung gebracht: Matthäus (Mensch), Markus (Löwe), Lukas (Ochse), Johannes (Adler). Diese Zuordnung ist die gemeinhin akzeptierteste, welche Victorinus von Pettau zurückgeht und im Book of Kells verwendet wurde.  Es gibt aber auch andere, zum Teil wesentlich verschiedene Zuordnungen.

Die vier Evangelisten, Book of Kells, online hier.

Den vier Elementen werden zudem nach vielfältigen Eigenschaften unterteilt wie Hitze, Trockenheit, Bewegungsdynamik, Aggregatzustand. Die Elemente spielen auch eine Rolle bei der Säftelehre Galens (Humoralpathologie) sowie den Temperamenten: sanguinisch (Luft), cholerisch (Feuer), phlegmatisch (Wasser) und melancholisch (Erde).

So wie die Jahreszeiten, die Mondphasen und die planetaren Stunden gibt es auch bei den vier (bzw. fünf) Elementen Gezeiten, welche in der Ogdoadischen Tradition Velocia, die „Raschen“ genannt werden, da sie innerhalb von 24 Minuten wechseln.

In der Alchemie bilden die Elemente eigene Schöpfungskräfte aus der die drei alchemistischen Prinzipien hervorgehen: Den Elementen zugrunde liegt die Prima Materia, die sich in die beiden Polaritäten Niter und Sal differenziert. Niter wiederum differenziert sich zu den aktiven Elementen Feuer und Luft aus, während Sal zu Wasser und Erde wird. Erde und Wasser bilden dabei das Prinzip des Salzes, Feuer und Luft erzeugen den alchemistischen Sulphur, während Wasser und Luft den Merkurius bilden.

aus: Jean Dubuis, Fundamentals of Esoteric Knowledge. Triad Publishing

Auf dem kabbalistischen Lebensbaum tauchen die Elemente in der hermetischen Kabbalah auf verschiedenen Ebenen auf: auf der sublunaren Ebene, der Welt von Assiah (Malkuth, mit den Farben der Königinskala citrin, rostbraun, oliv, schwarz), der astralen Welt Yetzirah (Yesod-Luft, Hod-Wasser, Netzach-Feuer) sowie der archetypischen Welt Briah (Tiphareth-Luft, Gevurah-Feuer, Chesed-Wasser).

In der Hochmagie wurden die sublunaren Kräfte im Vergleich zu den viel mehr betonten planetaren Kräften oftmals als eher vernachlässigbar betrachtet, als notwendiges Durchgangstor zum Element der Quinta Essentia, des Äthers oder des Geistes. Allenfalls leidlich brauchbar für praktische Magie im Bereich des Hervorbringens von Wirkungen auf der materiellen Ebene. Betrachtet man die obigen Zuordnungen, wird deutlich, dass elementare Zuordnungen bei der Manifestation in drei der vier kabbalistischen Welten eine Rolle spielen. Damit sollte die Rolle der vier Elemente nicht vernachlässigt werden. Außerdem befasst sich der Text eines als so bedeutsam eingeschätzten Dokuments wie die Tabula Smaragdina, die immerhin Hermes Trismegistos selbst zugeschrieben wird, im Prinzip ausschließlich mit den Elementen. Das Netzwerk an Korrespondenzen mit den Elementen bietet in jedem Fall ausreichend Material für eigene Meditation und Praxis.

Die westlichen Glyphen für die vier Elemente, welche in den östlichen Systemen auf Sanskrit Tattwas genannt werden, lassen sich aus dem Hexagramm ableiten, einem Stern, der durch ein aufsteigendes (Apex oben) und ein absteigendes Dreieck (Apex unten) gebildet wird. Das Hexagramm symbolisiert die Vereinigung polarer Gegensätze, eine Deutung davon ist die Vereinigung des Weiblichen (Absteigendes Dreieck, Wasserelement) mit dem Männlichen (aufsteigendes Dreieck, Feuerelement). Aus der Überschneidung lassen sich zwei weitere Dreiecke ableiten: Ein aufsteigendes mit einem Strich durch das obere Drittel (Luftelement) sowie ein absteigendes mit einem Strich durch das untere Drittel (Erdelement). Durch die Glyphen ergibt sich ebenfalls eine Verwandtschaft zwischen Feuer und Luft sowie Wasser und Erde.

Die Elemente plus die Quinta Essentia werden nicht auf einem Hexagramm angeordnet, das ja sechs Spitzen hat, sondern wie unten dargestellt, auf einem Pentagramm.

Im Tempel der Westlichen Mysterientraditionen werden die Elemente in aller Regel nach den vier Winden in einem dynamischen Kreis angeordnet. Die Vier Winde sind im Griechischen Euros (Ostwind, Luftelement), Notos (Südwind, Feuerelement), Zephyros (Westwind, Wasserelement) und Boreas (Nordwind, Erdelement). Das Element der Quinta Essentia (des Äthers, des Geistes) wird demnach der Mitte zugeordnet. Diese Anordnung sorgt für ein dynamisches Gleichgewicht der Elemente im Tempel, da sich gegensätzliche Elemente (Feuer-Wasser; Luft-Erde) auf diese Weise nicht neutralisieren.

Die in diesem Artikel genannten Korrespondenzen und Assoziationen sind keineswegs erschöpfend dargestellt. So, wie es bei echten Symbolen eben nicht möglich ist, da sie immer einen Bedeutungsüberschuss aufweisen (C. G. Jung).

In den folgenden Beiträgen soll jedes Element für sich genommen betrachtet und seine Symbolik angereichert werden, ergänzt um einige persönliche Erfahrungen aus dem Kontakt mit den die Elemente regierenden Archonten der ogdoadischen Tradition.

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