Der Calyx

(Blicke nach Osten, nimm die Stabhaltung ein, etabliere den rhythmischen Atem.)

  1. Atme tief ein; beim ausatmen, vibriere: EI („eeeiiiii“ )
  2. Atme tief ein, hebe dabei die Arme seitlich sanft an, bis sie etwa waagerecht mit dem Boden sind, nicht ganz gestreckt, die Handflächen nach oben. Ausatmen in dieser Haltung.
  3. Atme ein; beim Ausatmen vibriere: 
HE BASILEIA
  4. Bringe beim nächsten Einatmen, den Ellbogen dabei absenkend soweit nötig, die linke Hand zur rechten Schulter, sodass die Fingerspitzen das Schlüsselbein berühren. Beim Ausatmen vibriere: KAI HE DYNAMIS
  5. Beim Einatmen bringe wie oben beschrieben die rechte Hand zur linken Schulter. Beim Ausatmen vibriere: 
KAI HE DOXA.
    Nun sind die Arme vor der Brust gekreuzt, rechts über links.
  6. Bei der Pause nach dem Ausatmen, neige den Kopf nach unten zur Brust.
    Einatmen, beim ausatmen vibriere: EIS TOUS AIONAS

Kommentar

Der Calyx ist eine grundlegende Technik der magischen Kunst, welche den Praktizierenden sowohl mit den Kräften des Kosmos in Einklang bringt, als auch das Gewahrsein für die Entsprechungen dieser Kräfte in der Psyche des Praktizierenden erweckt. Es kann daher von ihm behauptet werden, dass der Calyx in Kurzform sowohl die Hauptmethode, als auch den Zeck aller Arbeiten der Hochmagie umfasst.

Der Calyx wird verschiedentlich eingesetzt als psychischer Energetisierer, als Form der Anbetung, oder als vorbereitende Formel, um rituelle Kraft hervorzubringen.

Er bildet, zum Beispiel, einen integralen Bestandteil des Setting of the Wards of Power, wo seine primäre Funktion darin besteht, den Praktizierenden mit der Kraft zu erfüllen, die notwendig ist, um eine versiegelte und geheiligte Umgebung zu etablieren, eine vibrante astrale Matrix, in der er seine Arbeiten verrichten kann.

Wiederum wird der Calyx am Abschluss einiger rituellen Formeln eingesetzt als gratulatio, einem Magischen Dankesritus. In diesem Kontext ist die Funktion des Calyx zweifach: In der Stimmung eines gelungenen Rituals ehrt er die sublime Realität der Kräfte des Kosmos und des Mikrokosmos, und er verstärkt und etabliert das Gleichgewicht der Kräfte im Inneren des psychischen Organismus des Praktizierenden.

Obwohl er recht einfach ist, ist der Calyx für sich allein genommen ein vollständiger spiritueller Kraftverstärker, und der Studierende sollte ihn regelmäßig verwenden: Um die persönlichen Kräfte in Vorbereitung auf weitergehende Praktiken (rituelle, meditative oder andere)  zu stärken; als Form des Einschwingens auf die großen Kräfte des Lebens; oder aus schierer Freude am Werk oder der Verzückung des Seins.

Nachdem der Ablauf des Calyx gemeistert wurde – die Synchronisierung von Atem, Intonation und Geste – ist der Studierende bereit, den Calyx in seiner vollständigen Form zu üben und dabei den Einsatz von Visualisierung und Kontemplation der beteiligten Prinzipien zu integrieren. Diese vollständige Form wird unten beispielhaft dagestellt:

  1. Wenn der rhythmische Atem etabliert ist, wird eine Flammenzunge über dem Kopf visualisiert. Diese Flammenzunge (wie bei einer Kerze) repräsentiert den Höheren Genius, die Quelle aller magischen Kraft, jene heilige Flamme durch deren Tugend das Praktizieren von Magie erst möglich wird. Die Position über dem Kopf sollte jede Verwechslung der Flamme mit der Persönlichkeit oder dem Ego verhindern. Während diese Visualisierung fortwährend im Gewahrsein gehalten wird, vibriert man:  EI (eeeeiiiii) – „Du bist“
  2. Beim Einatmen werden die Arme gehoben. Hierbei wird die Vertikale des Körpers durch eine symmetrische Horizontale ausgeglichen. Diese Horizontale evoziert ein Gewahrsein von Jupiter, Gnade zur Linken, mit Mars, Stärke zur Rechten, als ausbalancierte Kräfte in unserem Inneren. Die Handflächen sind nach oben gedreht, um zu zeigen, dass dieses ausgeglichene Wesen bereit ist, die Kraft des Höheren Selbst zur empfangen.  Es wird ausgeatmet.
  3. Während der Atem einströmt, wird ein glanzvoller Lichtstrahl visualisiert, der rasch von der Flamme durch den Scheitel und die Mitte des Körpers bis zum Boden zwischen den Füßen herabsteigt. Beim Ausatmen vibrieren wir:
    HE BASILEIA – „Das Reich“
  4. Beim Einatmen reicht die Fläche der linken Hand hinüber bis zur rechten Schulter, so dass die Finger das Schlüsselbein berühren. Wir achten die Kräfte des Mars auf der rechten Seite. Wir vibrieren: KAI HE DYNAMIS – „Und die Kraft“
  5. Beim einströmenden Atem reicht die Handfläche der Rechten hinüber zur linken Schulter und berührt diese wie oben. Wir ehren die Kräfte Jupiters auf der linken Seite. Beim Ausatmen vibrieren wir: KAI HE DOXA – „Und die Herrlichkeit“
  6. Während die Arme weiterhin gekreuzt bleiben, wird der Kopf am Ende des Ausatmens zur Brust geneigt. Der Atem strömt ein: Wir spüren den Strahl des Lichts in unserer Mittelachse, wie er Kraft durch unser Wesen verströmt. Wir spüren eine große Konzentration von Licht und Kraft im Herzzentrum, welches auf der vertikalen Mittelachse unter unseren gekreuzten Armen liegt. Beim Ausatmen vibrieren wir: EIS TOUS AIONAS – „Bis zur Ewigkeit“

aus: Mysteria Magica, Denning & Phillips

Übersetzung: Citadel of Pharos